Dr. U. Borgwardt
Der Polnischunterricht hat, wenn man sich die Zahlen anschaut, an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland nur eine geringe Bedeutung. Polnisch wird als Unterrichtsfach am häufigsten in Nordrhein-Westfalen und besonders in den Grenzstädten der drei an Polen grenzenden Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen sowie in Berlin erteilt. In der Mehrzahl wird Polnisch von polnischstämmigen Lehrkräften unterrichtet. Erst 2007 machte an der Universität Potsdam die erste Lehramtskandidatin für Polnisch ihr Examen.
Die Wahrnehmung der „Sprache des Nachbarn“ ist in Polen und Deutschland sehr unterschiedlich, wenngleich sich im wirtschaftlichen sowie im gesellschaftlichen Bereich sehr viele gute Beziehungen entwickelt haben.
Das Projekt „Nachbarspracherwerb von der Kita bis zum Schulabschluss – der Schlüssel für die Kommunikation in der Euroregion POMERANIA“ setzt sich das Ziel, die sprachlichen, mentalitätsbezogenen und kulturellen Barrieren in MV zu überwinden. In diesem Projekt wird angestrebt, den nachbarsprachlichen und interkulturellen Unterricht bis zum Schulabschluss in der deutsch-polnischen grenzüberschreitenden Region weiter zu entwickeln und die interkulturellen Kompetenzen bei Jugendlichen, Pädagogen und Eltern zu verbessern. Langfristig ist es das Ziel, den durchgängigen Nachbarspracherwerbs von der KiTa bis zum Schulabschluss auf beiden Seiten der Grenze zu ermöglichen. Zu den Projektpartnern in MV gehören die Landkreise Uckermark und Vorpommern-Greifswald sowie die Universität Greifswald.
In Mecklenburg-Vorpommern wird Polnisch als zweite Fremdsprache an zwei Gymnasien und Regionalen Schulen in der Grenzregion zu Polen unterrichtet, und zwar an der Europaschule Deutsch-Polnisches Gymnasium und an der Regionalen Schule in Löcknitz sowie im Seebad Heringsdorf. In den Grundschulen gibt es Ansätze für Polnischunterricht, die parallel zum dreistündigen Englischunterricht ab Klasse 3 stattfinden.
Ein polnischer Grenzmarkt existiert seit 1991 auf polnischer Seite. In den letzten Jahren hat seine wirtschaftliche Bedeutung abgenommen. Die polnischen Kulturtage „ polenmARkT “ finden in diesem Jahr vom 16.-25. November in Greifswald und Umgebung statt. Der „ polenmARkT “ fördert Toleranz und Verständnis und hilft dabei, Vorurteile abzubauen. Das Festival trägt zur Verbesserung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit bei. Darüber hinaus fördert es den kulturellen Austausch, die Sensibilisierung für Geschichte, Kultur und Lebensart des Nachbarlandes. Ob Ausstellung, Theater, Lesung für Kinder oder Erwachsene, Workshop oder Party, ob ein Clubabend oder ein kleines Konzert – das Programm bietet vielfältige kulturelle Abwechslung und aktive Teilnahme. Für Greifswalder Studierende ist es die Chance, direkt in Greifswald ein spannendes Praktikum zu absolvieren.
Auch der FMF MV unterstützt Polnisch-Lehrkräfte. Er organisiert den Erfahrungsaustausch und informiert auf seiner Homepage über Wissenswertes. Lange Zeit vertrat eine Polnisch-Lehrerin die Interessen ihrer Fachkolleginnen und -kollegen. Gegenwärtig ist die Funktion einer/s Fachreferentin/en im Landesvorstand leider vakant. Ein/e Nachfolger/in wird gesucht. Melden Sie sich bitte, wenn Sie Interesse haben, im Landesvorstand mitzuarbeiten.